Da hat sich leider (fast) nichts getan: Verkehrssicherheit in Entwicklungsländern
2001 habe ich meine Magisterarbeit in Geographie zum Thema „Verkehrs(un)sicherheit in Entwicklngsländern“ geschrieben. Neben dem Fallbeispiel Botswana habe ich damals einige Datenauswertungen gemacht, die verdeutlichen sollten, warum das Thema in Entwicklungsländern eine höhere Brisanz hat.
Datengrundlage war die sogenannte „World Road Statistics“ der „International Road Federation“. Deren regelmäßige Statistik zu vielen Mobilitätskennziffern war (und ist) die einzige umfassende und – soweit möglich – valide Datenquelle um internationale Vergleiche anzustellen. 2001 musste man die aktuelle „World Road Statistic“ für relativ viel Geld in Papierform erwerben. Zum Glück stellte mir die GIZ (damals GTZ) ihr Exemplar für meine Magisterarbeit zur Verfügung und ich habe seitenweise Zahlen in Excel abgetippt.
Im Ergebnis standen z.b. vier Graphiken in meiner Magisterarbeit, die verdeutlichten, dass das Problem der Verkehrssicherheit in Entwicklngsländern relativ dramatischer ist, als in den entwickelten Ländern:
Seit 2001 habe ich mit dem Thema eigentlich nichts mehr zu tun: ich bin zwar Verkerhsplaner, aber fast ausschließlich in Deutschland tätig und (leider) nicht mehr international, geschweige denn im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Im Vergangene Jahr habe ich aber bei eine Internetrecherche zu Verkehrskennzahlen eher zufällig die gute, alte und in meiner Erinnerung teure, International Road Federation wiederentdeckt und festgestellt, dass diese die aktuellen Daten nun frei im Netz zur Verfügung stellt! Also habe ich meine nun über zwanzig Jahre alten Graphiken neu erstellt. Diesesmal interaktiv mit „Python/Plotly“:
Grob gesagt: in zwanzig Jahren hat sich – zumindest tendenziell – nichts verändert. In vielen „schwach entwickelten“ Ländern Afrikas und Asiens ist die Sterblichkeit auf den Straßen, gemessen an der Motorisierung und/oder der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, immer noch überproportional höher als in Europa und Nordamerika.
Um bei meinem Fallbeispiel Botswana zu bleiben: 2001 schrieb ich in meiner Magisterarbeit, dass die Verkehrssicherheit im afrikanischen Vergleich in Botswana weniger ungünstig liegt, als in z.B. in vielen zentralafrikanischen Ländern, aber „die pandemenische Ausbreitung von AIDS, bzw. HIV-Infektionen sich als weit größeres Problem darstellt: man geht heute von einer Infektionsrate von 35% der erwachsenen Gesamtbevölkerung aus. Dies ist weltweit der höchste Wert.“
Nun, heute gehört die HIV-Infektionsrate in Botswana mit ca. 22% immer noch zu den weltweit höchsten – aber eben auch mehr als zehn Prozentpunkte unter dem von 2001!
Und die Verkerhssicherheit? Im internationalen Vergleich hat Botswana sich in punkto Verkerhssicherheit nicht verbessert: es hat für afrikanische Verhältnisse immer noch die besten Werte, liegt im Vergleich mit Europa aber immer noch weit zurück. Aber immerhin hat sich bei einer 2,7-Fachen Steigerung der Motorisierung der Anteil der im Straßenverkehr Getöteten auf ca. ein Viertel des Wertes (gemessen am Fahrzeugbestand) reduziert. Oder anders ausgedrückt: trotz deutlich mehr Fahrzeugen ist die ANzahl der Verkehrstoten nicht sprunghaft angestiegen. Insofern haben die von mir vor zwanzig Jahren beobachteten Maßnahmen vor Ort schon Wirkung gezeigt.